In den 1990-er Jahren wurden gemeinsam mit der Niedrig-Energie-Hausbauweise Systeme entwickelt, mit deren Hilfe Wohnräume kontrolliert be- und entlüftet werden können. Niedrig-Energie-Häuser sind auf eine hohe Energieeffizienz ausgerichtet. Da der Luftwechsel, der für die Raumlufthygiene erforderlich ist, während der Heizperiode hohe Wärmeverluste verursachen würde, ist aus energetischer Sichtweise eine Einzelraumlüftung mit Wärmerückgewinnung erforderlich. Zudem kann die ausreichende Frischluftversorgung nur in etwa 10 – 20 % der Zeit im Jahr mittels der Lüftung durch die Fenster erreicht werden.
Der Mensch atmet pro Tag ca. 15.000 Liter Luft ein. Das entspricht einer Menge von 12 kg. In Hinblick auf diese Menge Luft kann die Umgebungsluft quasi als Lebensmittel betrachtet werden. Orte, an denen der Mensch viel Zeit verbringt, sollten eine möglichst hohe Luftqualität aufweisen.
Die Menschen in Mitteleuropa verbringen in der Regel 90 % ihres Lebens in geschlossenen Räumen. Sie befinden sich in der Schule, am Arbeitsplatz oder in ihrem Zuhause.
Die Qualität der Raumluft wird durch die folgenden Faktoren bestimmt:
- Wie viele Personen befinden sich im Raum?
- Wird im Raum geraucht?
- Wurden Materialien beim Innenausbau oder der Einrichtung verwendet, die VOC, Biozide, Formaldehyd, Holzschutzmittel oder Ähnliches enthalten?
- Existieren Schimmelsporen im Raum?
- Wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit? (Sie sollte im Winter nicht über 55 % liegen.)
Des Weiteren besteht die Behaglichkeit eines Raumes aus dem Zusammenspiel von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und den Oberflächen in der Umgebung. Selbstverständlich spielen auch die Kleidungsstücke des Menschen eine Rolle.
Auch Feinstaub oder Hausstaub können die Luftqualität beinträchtigen. Kleine Partikel werden eingeatmet und nicht wieder ausgeschieden.
Zudem kann der CO2-Gehalt (Kohlenstoffdioxid) in der Luft die Leistungsfähigkeit eines Menschen beeinflussen. Dabei ist nicht das CO2 selbst entscheidend, sondern die Produkte, die von der Lunge und der Haut ausgeschieden werden. Dabei handelt es sich um flüchtige, organische Verbindungen. Diese können zu Unwohlsein führen. Das CO2 ist ein Indikator für die Luftverunreinigung. Es wird im selben Verhältnis ausgeatmet.
Eine wirklich gute Raumluftqualität wird dann erreicht, wenn im Verhältnis zur Personenanzahl im Raum die von den Personen verbrauchte Luft gegen Frischluft ausgetauscht wird. Je kleiner der Raum ist, desto öfter muss der Luftaustausch erfolgen.
In dicht belegten Räumen, die zusätzlich auch als Schlafräume verwendet werden, ist die Belüftung alle 10 bis 20 Minuten nicht möglich. In diesem Fall bilden Lüftungsanlagen die einzige Möglichkeit um dauerhaft für eine gute Luftqualität zu sorgen.
1.1. Manuelles Lüften
Ein gängiger Weg um einen Raum zu belüften ist die Fensterlüftung. Hierbei kommt es je nach Windeinfluss, Gebäudedichtheit und Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen zu folgenden Luftwechselraten pro Stunde (l/h):
Fenster und Türen geschlossen: 0,1 1/h (0,0 bis 0,5 1/h)
Gekippte Fenster: 0,2 1/h (0,1 bis 5,0 1/h)
Fenster ganz offen: 3 bis 15 1/h, bei Querlüftung 15 bis 60 1/h
Die Luftwechselrate (n)
Diese ist das Maß für den Außenluftvolumenstrom, bezogen auf das Volumen des Raums.
Ihre Einheit wird mit l/h oder h-l bezeichnet. Sie zeigt an, in welcher Häufigkeit pro Stunde die Luft im Raum getauscht wird. Als Beispiel:
n = 0,6 l/h (oder 0,6 h-l) steht für das 0,6-fache Austauschen der Raumluft innerhalb einer Stunde. Eine Fensterlüftung mit der Luftwechselrate von 0,6 l/h bedingt einen Luftwärmeverlust von 48,5 kWh/m2a. Eine gut optimierte dezentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung kann diesen Wert um den Faktor 10 verringern.
Durch tiefe Außentemperaturen, starken Wind und hohe thermische Kräfte können sich die Luftwechselraten beim manuellen Lüften stark unterscheiden. Fensterlüftungen sind niemals gezielt. Im Allgemeinen wird zwar das zweimal tägliche Durchlüften als guter Umgang mit der Wohnung empfunden, doch dies sorgt nicht für eine ausreichend optimale Raumluftqualität.
Würde ein hygienisch optimaler Standard angestrebt, benötigte ein Vier-Personen-Haushalt pro Tag ca. 3.000 m3 Frischluft. Das entspricht einem Füllvolumen eines Heißluftballons.
Dies kann mit der Fensterlüftung im Normalfall nicht erreicht werden.
1.2 Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Die Nutzung von kontrollierten Wohnraumlüftungsanlagen (KWL oder Komfortlüftungsanlagen) sorgt für eine deutliche Reduzierung des Heizwärmebedarfs. Die Luftqualität wird erhöht und die Schadstoffkonzentration im Raum wird gesenkt. Durch die geringere Schadstoffbelastung entsteht schon in kurzer Zeit ein subjektiv höheres Wohlbefinden. Auf lange Sicht führt sie zu einem erhöhten allgemeinen Gesundheitszustand.
Moderne Anlagen zur Wärmerückgewinnung reduzieren Lüftungswärmeverluste um den Faktor 10. Während reine Abluftsysteme nur die Abluft hinaus führen, wird bei der kontrollierten Raumlüftung zusätzlich auch Frischluft zugeführt. Dies geschieht streng kontrolliert und wird automatisch geregelt. Damit besteht eine Unabhängigkeit zu Witterungs- und Windverhältnissen. Zudem nutzen moderne Lüftunggeräte zusätzlich Wärmetauscher. Der Abluft wird die Wärme entzogen und wieder an die Zuluft übertragen. Dadurch entsteht eine Wärmerückgewinnung von 80 – 90 Prozent.
1.2.1 Dezentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und Einzelraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Dieses Verfahren ist die effezienteste Form der kontrollierten Wohnraumlüftung. Hierbei existiert pro Wohnungseinheit ein Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung.
Für jede Wohnung erfolgt die Aufbereitung der Außenluft (Vorwärmung, Filterung, usw.), sowie die Fortluftausblasung, getrennt.
In einem Einzelraumsystem wird sogar für jeden Raum mit mindestens einer dezentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung gearbeitet. Nicht nur in der Sanierung sind die raumweisen Lüftunggeräte interessant, da diese ohne Luftleitungen nachrüstbar sind, sondern auch bei Neubauprojekten. Hier entfällt das teure Verlegen von Leitungen und das spätere Reinigen ist leicht möglich. Um alle benötigte Produkte bei der Montage griffbereit zu haben, können Sie eine dezentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung auch mit Montagezubehör im Monatge-Komplettset erhalten.